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rallye:rallye-niva

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Rallye-Tagebuch gechrieben von Andrea

SAND IM GETRIEBE......EIN NIVA IN DER WÜSTE

12.05.2016

Email von Sebastian: „Kann losgehen, kannst dir Gedanken um´s Farbdesign machen….ich hab ´nen Käfig bestellt.“

Nee oder? Er meint es ernst ….wir fahren die ElChott im Niva!

Und das kam so:

Eigentlich drängte ich Sebastian seit einiger Zeit, doch mal wieder die ElChott zu fahren. Vor vielen Jahren hat er schon mehrfach mit der Cagiva daran teilgenommen. Ich glaubte in Gesprächen, schließlich bin ich eine Frau, den unterschwelligen Wunsch nach Wiederholung zu spüren. Aber er meinte, wenn, dann zusammen…..ganz ehrlich, dafür fühlte ich mich einfach nicht fit genug auf dem Motorrad. Dann die ganzen neuen Eindrücke und das Drumherum so einer Rallye. Und dann auch noch im Sand. Meine Erfahrungen damit beschränkten sich auf 3 Tage MT Series. Jedenfalls bekam ich immer dasselbe zu hören:“….fahr doch mit.“

Ich blieb unbeugsam, irgendwann fiel dann der entscheidende Satz: „Sag mal, und was, wenn wir im Niva fahren?“ Und in welchem, bitteschön? Wir haben es doch noch nicht mal geschafft, den Diesel fertig zu machen. Und das seit fast 2 Jahren…..und nun noch ´ne Baustelle?

Einschub: Baustellen eröffnen können wir gut. Kurz danach hab ich bald keinen Elan mehr, eigentlich noch sooo viel Anderes zu tun und Sebastian verliert sich in Experimenten, Kleinigkeiten und letztendlich wieder in neuen Baustellen.

Da war vor, ich glaub bald 3 Jahren, mal ein Anruf, wir könnten einen Singlepointer geschenkt bekommen. Läuft eigentlich, nur manchmal spinnt das Steuergerät. Jasperfarben, ach nein, Granatrot. Und dieser, mittlerweile auf GranatE getaufte Niva, soll es nun sein. Der soll uns in die tunesische Sahara bringen. Als Teilnehmer bei der ElChott im Oktober´16 in der Klasse der Serienfahrzeuge. 14 Tage lang, mit vorheriger Anreise bis Genua zum Fährhafen und das Ganze wieder zurück. Bedeutet 3 Wochen Urlaub nehmen um rund 5000km abzuspulen.

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Also schauen wir uns den Wagen mal genauer an. Wird ja nicht plug&play zum Rallyeauto. Erste Gedanken dazu:

- Schweller und Radläufe müssen geschweißt werden (ok, das ist völlig normal am Niva)
- wir brauchen einen Überrollkäfig (ja, das ist zwingend nötig für die Teilnahme, was mich drüber nachdenken lässt, auf was ich mich da eigentlich einlasse)
- Stoßdämpfer vo und hi
- höchstwahrscheinlich ´nen größeren oder zusätzlichen Tank
- Spritzlappen
- Einbaukit für die ExplonaTrackingBox
- Tripmaster
- „Kleinigkeiten“ wie Bergegurt, Sandschaufel und –bleche, Signalraketen, Plane…..

Einschub: ….lese jetzt, 15.10. grad nochmal quer…..herrlich naiv…..damals dachte ich tatsächlich, die Vorgaben im Reglement wären alles, was man an der Karre noch machen müßte….

Und was ist mit den Fahrern?

-Helme (klar sind Endurohelme da, aber vielleicht will ich ja als Navigator (Ohgott nächstes Problem) ab und zu mal was knabbern ;o)
-geeignete Gegensprechanlage (denn flüsterleise sind vielleicht moderne Staubsauger, aber nicht der Niva)

Und sonst noch so?

-Notration für mindestens eine Aussenübernachtung (gleich mal nach der Fauna in der Sahara ixquicken)
-Schlafsäcke und Zelt
-Wasserkanister
-Nutella, Dauerbrot, Nüsse, Trockenfrüchte, Reiskräcker….
-ich les immer wieder von Motorradbrillen wegen dem Wind im Sand ;o)

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15.05.2016

Ok, wie man sieht, habe ich mich tatsächlich erstmal mit dem Design beschäftigt. Eigentlich für die Fahrtüchtigkeit völlig unrelevant. Aber irgendwie doch wichtig. Schließlich möchten wir uns mit dem Auto identifizieren können und außerdem will man sein Auto ja auf den späteren Fotos schnell wiederfinden…….vorausgesetzt, wir erreichen den ersten Fotografen.

Also….eigentlich haben wir alle Möglichkeiten bei der Farbgestaltung, aber irgendwie dann doch auch wieder nicht. Denn Sebastian möchte als Grundfarbe, was wohl? Klar….weiß. Zur allergrößten Not geht noch, was wohl? Klar….saharabeige. Gut, damit kann ich leben. Dann weiter. Klassisch mit Streifen wär schon schön. Auf die Richtung der Streifen einigen wir uns auch schnell, denn von hinten-unten nach oben-vorn sieht bei Weitem nicht so schnittig aus als andersherum….schnittig in Kombination mit Niva…janee….isklar ;o) VDS-Design in Regenbogenfarben gefällt uns beiden, ist ja aber schon erfunden. Blau-Rot kommt auf Weiß immer gut. Grün und Braun würden mir ebenfalls gefallen.

Mal sehen, was noch kommt.

22.05.2016

Mein Urlaub ist genehmigt und ich versuche so oft es geht mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, wegen der Kondition. (der Sommer 2016 wird mir da auch entgegenkommen, denn der ist stellenweise sehr warm)

Beide Radkästen sind geschweißt. Jetzt wartet Sebastian auf die Schweller. Eigentlich werden die immer aufwändig repariert. Jetzt fehlt uns die Zeit für „Basteleien“….also als Ersatzteil bestellt.

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Auch nicht ganz unwichtig ist ja die Reifenfrage. MT für Geröllwüste , im Sand dann eher wieder die AT. Zweiter Reifensatz kommt nicht in Frage wegen dem Gewicht, nur ein Rad als eiserne Reserve. Liest man in den einschlägigen Foren zum Thema, kommt man, wie ein user aus dem Offradforum zum Fazit: „Am besten, man nimmt ein Pferd….das kann man danach wenigstens noch essen.“ Anfrage bei Mayerosch läuft.

Den Veranstalter, Jörg Schumann, nerve ich in der Zwischenzeit mit allen möglichen Fragen. Reifen, Transportmöglichkeiten von Werkzeug, Versicherungen…… zugegebenermaßen läuft die Suchmaschine in meiner freien Zeit heiß, aber die direkte Auskunft eines Erfahrenen lässt sich dadurch schlecht aufwiegen. Jörg antwortet auch sehr geduldig, danke nochmal dafür, und bittet uns dann, nicht zu lange mit dem Anmelden zu warten.

Ursprünglich wollen wir bis Mitte Juli den Baufortschritt an der GranatE abwarten, um dann zum Normalbuchertermin zu nennen. Nun ist es ja so, dass die politische Lage in Nordafrika, sagen wir mal, etwas unausgeglichen ist. Ein paar Teilnehmer finden sich für so eine Rallye immer, aber lebt so eine Veranstaltung nicht auch vom Wettbewerb unter einer größeren Auswahl an Teilnehmern? Das Feeling ist doch bestimmt unvergleichlich schöner, mit vielen Gleichgesinnten so ein Abenteuer zu erleben. Und je mehr Fahrzeuge in der Teilnehmerliste als angemeldet erscheinen, umso größer ist die Chance, Unentschlossene noch mit ins Boot zu schubsen.

25.05.2016

Nachdem Sebastian meint: „….dann meld´ uns halt schon an, wir wollen doch fahren…“, mache ich das umgehend. Vormittags angemeldet und nachmittags schon sieht man in der Symbolleiste der teilnehmenden Fahrzeugtypen das Wolgaschiffchen…..und mit der Startnummer 205 als Erste in der Serienfahrzeugklasse das Team Niva-Wiki. Was für ein tolles, aber auch ein wenig mulmiges Gefühl…..jetzt wird’s ernst!

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Am Wagen geht es nun auch weiter. Die bestellten Schweller sind da.

Sebastian schreibt: „Und dann der entscheidende Schnitt am Granate-Schweller. Erfreulicherweise sieht es dahinter viel besser aus als befürchtet. Die meiste Arbeit wird es vorn geben, da habe ich noch ein paar Quertraversen bestellt. Die sehen sehr schlecht aus und kommen auch neu.“

19.07.2016

…..und an Arbeit, vor Allem für Sebastian sollte es in den vergangenen Wochen nicht mangeln.

Seltsame Füllstoffe, vom Vorgänger für den TÜV gebraucht, wollten wieder durch Bleche ersetzt werden. Riesige Rostfraßstellen wurden ausgebessert.

Dazwischen immer wieder Recherche, Erfahrungen einholen, die es ja für den Niva in der Wüste nicht gerade wie Sand in der Sahara gibt.

Dann erlagen wir einer Phase der drohenden Resignation.

Der Veranstalter teilte bedauernd mit, dass, wenn es nicht bald noch ein paar Anmeldungen gäbe, die Wertungsklasse gestrichen und dafür eine rein touristische Tour durchgeführt würde. Das war jetzt gar nicht in unserem Sinne. Denn obwohl wir keinen Plan haben, ob unser Niva so einen Ritt überhaupt überstehen, und ich womöglich mit der Navigation zurechtkommen werde, so wollten wir uns dennoch nicht mit dem Gedanken anfreunden, in größerer Gruppe mitfahren zu müssen. Jeden Fotostopp, jede Bergungsaktion, jede Zigaretten- und Pinkelpause mitmachen? Nicht so richtig unsere Vorstellung der Reise.

Einschub: An die Möglichkeit, dass wir selber der Anker sein könnten, dachten wir da noch nicht

Naja, und so kam der Bau erstmal etwas zum Erliegen. Gab ja auch noch die anderen Projekte und Hobbies.

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Dann die erhoffte Wendung…..die Vortour findet statt! Schön, also weiter ging´s.

In der Zwischenzeit war auch der Überrollkäfig angekommen. Das Einpassen in den Niva nahm eine gute Woche in Anspruch. Ob´s nun am Käfig oder den Fertigungstoleranzen des Niva lag….? Letztlich konnte aber sogar noch ganz ansprechend die Verkleidung drum herum gebastelt werden und so stützt er nun klargelackt den Innenraum.

Wollte Sebastian mal was anderes als Rost sehen, bestellte er nach und nach das „Zubehör“.

Sitze, Gurte, Buchsen, Helme, Spoiler……

Wir haben überall dem Low-budget-Gedanke Oberhand gelassen, wer weiß, ob wir das Auto nach der Tour je wieder fahren wollen. Ansonsten kann man ja nach und nach aufrüsten.

03.08.2016

Beim obligatorischen Blick in die Teilnehmerliste mussten wir leider feststellen, dass die Anzahl der Teams abnahm. Nur noch 57 Teilnehmer. Aber da die Vortour lief, war die Angst nicht gar so groß. Die wuchs dann allerdings wieder, als die Nachricht vom Abbruch der Vortour kam. Ein Auf und Ab der Gefühle. Weitermachen, Aufgeben, Umrüsten?

Zu unserer Erleichterung wurde der Termin der Vortour glücklicherweise nur verschoben. Vom heißen August auf Anfang Oktober. Also alles gut. Über die Entwicklung der politischen Lage mag man sich, in Anbetracht der um sich greifenden Anschläge, gar keine tieferen Gedanken machen.

Mittlerweile ist die Teilnehmerzahl auch wieder auf 65 gestiegen. Wie schön, auch wenn wir uns langsam wundern, warum niemand in unserer Klasse, also bei den Serienfahrzeugen nennt ;o)

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12.09.2016

Die GranatE beschäftigte Sebastian weiterhin mit ihren vielfältigen Überraschungen bezüglich Lokalität und Intensität der vorhandenen Roststellen. So wurden zum Beispiel die Region um die Blinker und die Unterkante der Heckklappe zum nervenden Zeitfresser.

Das gab mir Zeit, die Felgen zu schleifen und zu lackieren und beim Schrauber um die Ecke zum Reifen aufziehen zu bringen.

Dann war der Zeitpunkt gekommen, sich ernsthaft mit dem Lackieren der Karosse zu beschäftigen. Die Tage Anfang September waren noch gut warm und so nahm ich die Sache endlich in Angriff. Wir sahen das ganz fatalistisch, mit billigstem Einkomponentenlack in Reinweiß und für die Deko Sprühdosen für 3,99€. Zweimal überschlagen und der Lack ist eh hinüber ;o)

Das Design übernahm ich letztendlich grob von den Entwürfen ganz am Anfang. Die genaue Linienführung entwickelte sich während des Abklebens und durch kleine Patzer, die spontane Richtungswechsel erzwangen.

Nun sind wir mit der Optik recht zufrieden, nur den recht skurrilen Vorschlag Sebastians, auf das Dach ein großes „H“ zu sprühen müssen wir noch überdenken…..

In den Trocknungspausen durfte Sebastian wieder ran, verstärkte die Hinterachsaufhängung und spendierte dem Wagen Polyurethanbuchsen. Bessere Stoßdämpfer und neue Federn wurden verbaut. Auch vertieft er sich momentan in den Einbau der Sitze. Immerhin hocken wir mehr als zwei Wochen lang täglich für lange Strecken im Wagen, da schreien Rücken und Gesäß natürlich nach einer intensiveren Beschäftigung mit den Sitzkonsolen.

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…..und haben wir mal gar keinen Bock auf Werkstatt, üben wir unter halbwegs realistischen Bedingungen das Fahren im schweren Gelände und spielen Spintires mit Niva-Mod;o)

15.10.2016

Aktuelle Teilnehmerzahl: 97; mit dabei die erste tunesische Rallyefahrerin

Die Sitze sind mittlerweile eingebaut, genau wie die Mittelkonsole zum „Rallyecockpit“ mutiert ist. Der Öhlkühler tut seinen Dienst, Zusatzscheinwerferchen hocken auf der gekürzten Stoßstange und unterstützen die kläglichen Originalfunzeln.

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rallye/rallye-niva.1641065740.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/01/01 20:35 von nivaadmin

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